Spuk in Hill House

Im Hinblick darauf, dass ein Geist auch eine Erinnerung sein kann, wie es eine Figur sagt, ist diese Serie hundertprozentig geisterhaft. Es ist nämlich eine Erinnerung an die guten Horrorzeiten. Damals waren das wichtigste Element die Figuren. Klischees gab es zwar auch, man hat mit ihnen aber so schlau gearbeitet, dass es niemanden störte. Ich bewundere Mike Flanagan dafür, dass er so eine ausgezeichnete, richtig altmodische Stimmung erzeugte, und gleichzeitig dafür, wie modern er sie erzählt. Die Geschichte ist schlau aufgebaut, jede Folge und jede Szene tragen zum Gesamtbild bei, alle Figuren wurden perfekt geschrieben und gespielt. Ich musste an Rest in Peace denken. Und dann gibt es noch die Geister… Die Geister… Das ist ein Ding! Der Lange mit dem Bowler gehört zu dem Besten, was ich je gesehen habe; ganz zu schweigen von der Frau mit dem gebogenen Hals (eine ausgezeichnete Pointe in der fünften Folge). Die Art und Weise, wie sie erscheinen, pfeift auf alles, was wir in den letzten Jahren in Horrorfilmen gesehen haben – keine billigen Schreckmomente und Lärm, nur eine eiskalte Erscheinung, die einfach auf einmal da ist… Und werden Sie damit fertig. Ich war wirklich mit allem zufrieden. Flanagan zeigt, vor allem in den Abschlussfolgen, dass er Kubricks Shining sehr mag. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass Doctor Sleeps Erwachen in guten Händen ist. (04.11.2019)

Ich bin froh, dass die zweite Staffel nicht an die erste anknüpft und dass sie mit einer neuen Geschichte, einer neuen Residenz sowie einer neuen Stimmung kommt, die diesmal nicht so hundertprozentig horrormäßig und geisterhaft ist. Gleichzeitig ist sie aber nicht weniger mysteriös oder spannend. Ausgezeichnete Figuren, ein ausgezeichnetes Drehbuch, das allmählich alles Notwendige enthüllt, und die sichere Regie (bzw. die Kontrolle der Regie) von Mike Flanagan, der sich mit mysteriösen Dingen aller Art bewundernswert auskennt. (11.10.2020)