Opernhaus des Jahres 2015: Wozzeck

(Theateraufzeichnung)
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Musik / Drama
Deutschland, 2015, 105 min

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Den Auftakt macht die Oper Frankfurt mit "Wozzeck". Text, Musik und Bühnengeschehen verschmelzen in Bergs atonalem Meisterwerk zu einem albtraumhaften Szenarium, das in seiner Schonungslosigkeit unter die Haut geht.
Das Drama um den Soldaten Wozzeck basiert auf der wahren Geschichte des Johann Christian Woyzeck, den Berg 1921 als Opernfigur entdeckte. Am 21. Juni 1821, um halb zehn abends, erstach der 41-jährige Barbier Johann Christian Woyzeck seine Geliebte, die 46-jährige Witwe des Chirurgen Woost, im Hauseingang ihrer Wohnung in der Leipziger Sandgasse mit einer abgebrochenen Degenklinge. Der Mord war eine Affekttat, das Motiv: Eifersucht. Ein Gerichtsverfahren wegen Mordes wurde eingeleitet. Es hieß, der Angeklagte leide an Bewusstseinsstörungen, Schizophrenie, Verfolgungswahn, höre Stimmen. Der Kriminalfall wurde zu einem wissenschaftlichen Streitobjekt. Man versuchte, den Geisteszustand des Angeklagten zu beurteilen. Der Seelenarzt stellte die volle Verantwortlichkeit des Täters fest. Woyzeck wurde zum Tode durch das Schwert verurteilt.

Aus dieser Lebensgeschichte und Büchners Vorlage zeichnet Alban Berg sein expressionistisch übersteigertes Seelendrama. Wozzeck ist der Antiheld, Opfer in den schwindelerregenden Abgründen einer brutalen Gesellschaft. Er wird benutzt, ausgebeutet, betrogen. Ein Getriebener, der selbst auf die Katastrophe zutreibt. Das Ausnahmestück und Schlüsselwerk der musikalischen Moderne wird im Juli 2016 am Opernhaus Frankfurt in einer Inszenierung von Christof Loy zu sehen sein. Loy zählt derzeit zu den international meist gefragten Opernregisseuren. Seine minutiös ausgearbeiteten Inszenierungskonzepte haben bisher zahlreiche Preise erhalten. Mit mikroskopischem Blick wird Christof Loy die Welt des Wozzeck in ihrer psychologischen Vielschichtigkeit analysieren.

„Man muss Dinge machen, an die man glaubt" sagt Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe. Wichtig ist ihm neben der Förderung von Nachwuchstalenten vor allem der Kontakt zum Publikum. „Die Leute haben das Gefühl: Das ist einer zum Anfassen." Sein Erfolgsrezept hat Frankfurt in diesem Jahr schon zwei große Auszeichnungen eingebracht: das Label „Opernhaus des Jahres", prämiert durch die Fachzeitschrift Opernwelt und die Auszeichnung Beste Gesamtleistung 2014/15 durch das Fachmagazin Die Deutsche Bühne. Dies ist ein Doppel-Coup, auf den man in Frankfurt zu Recht stolz ist. (3sat)

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