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Schwänzen wollte Thomas gar nicht. Im Gegenteil, er hat den Tag pünktlich und pflichtbewusst begonnen. Als der Vater zur Arbeit musste, hat er Thomas geweckt (die Mutter ist auf Dienstreise in Sachen Fernstudium), Thomas hat den kleinen Bruder fertiggemacht und in den Kindergarten gebracht und ist dann weitergegangen zur Schule. Und weil die zwischen zwei U-Bahn-Stationen liegt, und weil das U-Bahn-Fahren so viel Spaß macht, ist Thomas im Unterschied zu den Klassenkameraden eine Station mit der U-Bahn gefahren. Tja, und ehe er sich versieht, war er bereits am Alex. Er sah sich um, sah den Bauarbeitern beim Abriss und beim Plattensetzen für die Neubauten zu, geriet vor die Automatiktür der Berliner Stadtbibliothek, geriet zur Fischergracht - da war der Unterricht schon halb vorbei und er hatte ein mächtig schlechtes Gewissen.
Und da geschah es: Aus einem offenen Fenster quoll leichter Rauch und ein Kind rief nach der Oma. Thomas hatte zwar in der Schule gelernt, was man in solchen Fällen macht, als er aber vor dem Feuermelder stand und las, dass der Missbrauch desselben bestraft würde, musste er sich mächtig überwinden, ehe er die Feuermelder-Scheibe einschlug. Gottlob kam gleich die Feuerwehr und konnte zwei kleine Kinder aus der brennenden Wohnung retten. Thomas verschwand unauffällig, denn sonst hätte er sagen müssen, dass er ein Schulschwänzer ist. Aber dasWeglaufen hilft ihm gar nicht, auch Ausreden und Lügen nicht. Thomas muss Farbe bekennen - und dazu gehört wohl noch mehr Mut als zum Einschlagen eines Feuermelders. (MDR Fernsehen)

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