Český žurnál

(Serie)
  • Englisch Czech Journal
Trailer
Tschechien, (2013–2020), 30 h 50 min (Minutenlänge: 52–84 min)

Besetzung:

Vít Klusák, Filip Remunda, Martin Dušek, Jan Keller, Václav Bělohradský, Radovan Klučka, Jana Lorencová, Jana Bobošíková st., Jiří Krytinář (mehr)
(weitere Professionen)

Staffel(6) / Folgen(30)

Nutzerkritik Marigold zur diesen Serie (9)

Život a smrt v Tanvaldu (2013) (S01E01) 

Deutsch Es ist eigentlich nur eine Skizze, manchmal bohrt sie aber richtig tief in Meinungsstereotype und deutet leicht eine mögliche "Erklärung" an. Gerade in diesem Kontext hätte es natürlich eindeutiger sein können. Der Film trägt aber die Handschrift von Klusák und Remunda – er ist bissig, nimmt sich selbst nicht ernst, er hat ein Gefühl für soziale Aspekte und regt zum Nachdenken an. Ungefähr so sollten öffentlich-rechtliche Werke aussehen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute grundsätzliche Fragen, welche von den Autoren gestellt werden (Wovor hast du Angst? Beneidest du sie? Würdest du an ihrer Stelle sein wollen?), für unangebracht und manipulativ halten. Das Problem ist nicht die Wahl der Frage, sondern das, dass die Leute ihre Vorurteile nicht auf Argumente stützen können. Der Dokumentarfilm ist voll von Fetischisten, dessen Ansichten Klusák und Remunda nur "ernst nehmen" (die Trennung im Freibad, die Adäquatheit des Todes usw.). Und warum sollte ein Dokumentarfilm objektiv und ausgewogen sein? Es ist ein voreingenommener Blick von zwei Leuten. Falls das Tschechische Fernsehen Geld in solche Projekte investieren wird, dann bin ich zufrieden. Stinkwütende Leute, die sich selbst nicht als Rassisten sehen, aber sagen, dass man Zigeuner erschießen sollte, sind nützlicher als eine abgestumpfte Herde. ()

Rozezlení (2013) (S01E02) 

Deutsch Die unendliche Serie setzt fort, diesmal geht es um Pietät und das nationale Gedächtnis. Bei Dušeks Dokumentarfilm ist nicht ganz klar, was seine Absichten waren. In manchen Hinsichten fand ich ihn überflüssig passiv und oberflächlich. Andererseits berührt er das wichtige Thema des Schutzes / der Änderung / der Überlieferung des Gedächtnisses und die Problematik der nationalen Mythologie. Als Anregung ist es OK. ()

Pančovaná republika (2013) (S01E03) 

Deutsch Die Form ist wieder ausgezeichnet, die europäische soziale Schule der Aufnahmen von Figuren in einem gewissen Milieu verleiht dem Film eine beklemmende klaustrophobische Stimmung. Ansonsten ist der Film aber nicht ganz fertig, es ist eine Sammlung von Fragmenten und unbeantworteten Fragen, in der man Frustration, Konspiration, Verlegenheit und sehr anregende Momente findet, die vor allem die Kultur des Saufens in Tschechien betreffen. Lukáš Kokeš ist in so viele Richtungen gegangen, dass der Film nicht anders als halbfertig wirken kann. Dieses wichtige Thema der Staat versus das Individuum / der freie Markt versus eine Regulierung hat mehr als nur das leere Gerede von Kellner oder Bělohradský gebraucht, dessen Skype-Verbindung mitten in seinem Gedanken abbricht. ()

Spřízněni přímou volbou (2013) (S01E04) 

Deutsch Ich weiß nicht, was für mich peinlicher war – ob die PR-Strategien von Daniel Hůlka oder die Aufnahmen der Propaganda des Fürsten. Zwei Gesichter der Leere und einer totalen Impotenz. Klusák und Remunda stellen manchmal überflüssige Fragen (das Wiederholen der russischen Einflüsse). Manchmal stellen sie viele Fragen, bekommen aber keine Antwort. Die einzige Erleichterung ist also die Tatsache, dass wenigstens ab und zu jemand fragt, auch wenn keine Hoffnung auf eine Antwort besteht. Das ist ja auch die Aufgabe von Dokumentaristen. Im Unterschied zum Präsidenten ist es ihre Aufgabe, Meinungen zu spalten. Für die hartnäckigen Bemühungen, hinter die harte Fassade der bizarren Propaganda zu schlüpfen, hat diese Folge Anerkennung verdient, obwohl sie – abgesehen von ein paar Stimmen des Volkes – eigentlich nur aus einer anderen Perspektive das zeigt, was wir kennen… Aber gerade die Bemühungen, unangenehme Fragen zu stellen (das betrifft beide Kandidaten, obwohl es wenige Fragen gibt, die man Schwarzenberg stellen könnte), waren das Einzige, was mich von dem Gefühl der Peinlichkeit befreit hat. ()

Svobodu pro Smetanu (2013) (S01E05) 

Deutsch Eine kommunale Farce mit einem charismatischen und vernünftig wirkenden Mann aus dem Volk in der Hauptrolle, mit seinen lustigen Unterstützern, fiktiven Politikern und zwei Dokumentaristen, die wie gewöhnlich absichtlich und reflektiert den Abstand verlieren. Roman Smetana finde ich sympathisch, seine Geste halte ich für einen mutigen Ausdruck der Freiheit (die Freiheit ist im Grunde genommen ein Exzess) und die Art, wie er mit Petr Nečas spricht, ist meiner Meinung nach kathartisch, mutig und korrekt. Wo kann man sich eigentlich heutzutage – abgesehen von den Wahlen – öffentlich so äußern, damit es eine Wirkung hat? Smetana hat es geschafft. Love him, or hate him. ()

Gadžo (2014) (S02E02) 

Deutsch Ein privates Tagebuch mit Engagement, das dazu gehört. Kratochvíl hat wirklich das häufigste Argument aus den Diskussionen der anständigen Tschechen genommen und hat es ein halbes Jahr gelebt. Während ein anständiger Tscheche schreit, dass die Zigeuner unsere Kinder schlagen (obwohl seine eigenen Kinder niemand schlägt), kann Tomáš Kratochvíl sagen, dass er ausprobiert hat, wie ein Zusammenleben aussieht. Er hat es aufgezeichnet und ist zu Schlüssen gekommen, die in dem Dokumentarfilm präsentiert werden. Er behauptet nicht, dass die Roma-Gemeinschaft voll von Personen wie Jaroslav oder Margita ist. Er sagt nur: Was wenn es in jedem Ghetto ein paar solche Leute wie Jaroslav oder Margita gibt? Vielleicht ist es die Antwort auf das Rätsel, das der Pfarrer erwähnt – wie kann es sein, dass ein Haus repariert und ein anderes baufällig ist. Man kann nichts absolut sehen, weder Sympathien noch Antipathien. Diese Folge ist meiner Meinung nach ein erfolgreicher Versuch, Stereotype zu durchbrechen, indem man sie erlebt. Ja, es ist logischerweise sehr selektiv. Es ist aber sympathisch, dass der Autor alle Seiten, die er trifft, sprechen lassen möchte. Als größter Idiot steht am Ende wieder der anständige Tscheche da, dessen "unsere Kinder" verprügelt werden (oder es hat ihm jemand gesagt, der gehört hat, wie jemand behauptet hat, dass die Zigeuner seine Kinder verprügeln). Das ist aber definitiv keine Manipulation des Autors. Es wäre gut, wenn es mehr von solchen Einblicken geben würde. Dann würde auch ein Gadjo aus Prag verstehen, was ein Ghetto ist und welche Leute dort eigentlich leben. Ich sage danke für diese ersten Beiträge. PS: Noch zu der anständigen Familie, die arbeitet… Meiner Meinung nach findet man in dem Dokumentarfilm ziemlich klare Andeutungen, dass Jaroslav keine anständige Vergangenheit hat und dass es sicherlich kein Philanthrop ist, dem das Wohl der Roma-Gemeinschaft am Herzen liegt… Der Autor hat also keinen guten Kerl gefilmt, sondern einen Mann, der in der Lage ist, in seinem eigenen Haus für Disziplin zu sorgen. ()

Obnažený národ (2014) (S02E05) 

Deutsch Fail. Ohne Konzept, nichtssagend, unbeständig. Die Folge taumelt in einem Kreis von Stereotypen, mit denen Remunda gar nichts macht. Er gibt sie nur wieder und umkreist sie verlegen. Am Ende wird aus der Folge eine amorphe Masse ohne Pointe und ohne einen Beobachterwert. Ein kleines Plus gibt es für den witzigen Epilog. Die Tatsache, dass so ein "reichhaltig definierter" Dokumentarfilm ein inszeniertes Kabarett braucht, sagt vieles über dieses Werk aus. ()

Teorie rovnosti (2017) (S05E02) 

Deutsch Manchmal ungeschickt arrangiert und im Endeffekt eigentlich ratlos. Das einfallsreichste Element ist das Zählen von Männern und Frauen am Ende. Eines von vielen Beispielen dafür, dass das Schwierigste in einer Diskussion das Überwinden des eigenen Grabens ist. ()

Hranice práce (2017) (S05E04) 

Deutsch Eine Illustration der ausgezeichneten und wichtigen Texte von Saša Uhlová, die ein bisschen überflüssig ist. Ich bin mir nicht sicher, ob man den Bedarf eines weiteren Kontextes durch Familienszenen ersetzten kann, welche die Folgen von Sašas Entscheidung in Bezug auf ihr Umfeld zeigen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer es gewesen sein muss. Eigentlich sollte man aber bei so einem Dokumentarfilm Mitleid mit den "Helden der kapitalistischen Arbeit" haben. Über sie weiß man nur wenig, nur das, was Uhlová vor Ort sachlich festgehalten hat. Das Syndrom der Serie: wichtige Themen, die ausgewählte Methode erfasst sie aber nur zum Teil. ()