Hexen - Magie, Mythen und die Wahrheit


Scheiterhaufen (E02)

(Folge)
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Deutschland, 2003, 45 min

Inhalte(1)

Deutschland im Dreißigjährigen Krieg. Im Land regieren Chaos, Hunger und Elend. Die Schlachten, aber auch die Plünderungen und Brandschatzungen fordern Millionen Tote. Schon bevor der Prager Fenstersturz 1618 Europa in den Krieg reißt, hatten Missernten und Wetterkatastrophen das Land nahezu in eine apokalyptische Stimmung versetzt. Es ist der Nährboden, auf dem es zwischen 1560 und 1640 zu einer Hexenverfolgung ohne Gleichen kommt. Dem Verlust der Ernte auf den Feldern folgt der Tod der Menschen auf dem Scheiterhaufen. Allein 130 Opfer fordert der Hexenwahn in dem ehemals blühenden und reichen Rheinbach bei Bonn. Dass die Fälle der Nachwelt erhalten geblieben sind, ist dem ehemaligen Hexenschöffen Hermann Löher zu verdanken, Täter, Opfer und Zeuge in einem. Als Löher das grausame Wüten des Hexenkommissars Buirmann (Dieter Mann) nicht mehr ertragen kann, flieht er nach Amsterdam und bringt seine Erlebnisse zu Papier. Durch ihn wissen wir, dass auch Mitglieder der Oberschicht verurteilt wurden, oft aus Missgunst, Neid und Habgier.
Gleichfalls geraten in Rheinbach Männer ins Visier der Inquisition. Man verdächtigt sie, Werwölfe, also Hexer, zu sein. Neueste Ergebnisse deutscher Hexenforschung belegen diese Darstellung. Ein Viertel aller im Laufe der Jahrhunderte Angeklagten waren Männer. Unter den Verfolgern finden sich Katholiken wie Protestanten. Berufen sich die einen auf den "Hexenhammer", rechtfertigen die anderen sich mit dem Alten Testament. Vom Gebot der Liebe haben sich beide abgekehrt. Kritische Stimmen werden nur vereinzelt erhoben. Erstaunlicherweise kommen sie aus dem Schoß der Kirche selbst: in Deutschland vom Jesuiten und Dichter Friedrich Spee, in Rom vom mächtigen Inquisitor Francesco Albizzi (dargestellt von Daniel Minetti). Retten können sie nur wenige. Bis zum Ende der großen Hexenjagd, im 17. Jahrhundert, sind 60.000 auf dem Scheiterhaufen gestorben. Die letzte Hinrichtung einer Hexe findet erst 1782 in der Schweiz statt, dann scheint der Spuk vorüber. Doch im 20. Jahrhundert wird der Hexenglaube eine unerwartete Wiedergeburt erleben. (MDR Fernsehen)

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