Im Herzen Österreichs - Ein Sommer in den Bergen

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2019, 45 min

Regie:

Gita Datta

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Eine Welt voll steinerner Giganten. Insgesamt 695 Dreitausender Gipfel gibt es laut österreichischem Alpenverein. Der Großglockner ist mit 3.798 Metern der höchste Berg und das Wahrzeichen Österreichs. Wer in den Bergen des Nationalpark Hohe Tauern lebt, braucht Kraft und Gelassenheit. Denn die Natur, sie gibt den Takt des Lebens vor. Da kann es auch vorkommen, dass es im August plötzlich schneit. Helga Pratl ist Hüttenwirtin. Die Salmhütte liegt unterhalb des Großglockners auf 2.644 Metern. Drei Monate im Jahr bewirtschaftet die gelernte Köchin das Haus, in das rund 1.500 Übernachtungsgäste und 250 Tagesgäste während der Saison einkehren. Eine Materialseilbahn, die Lebensmittel zur Salmhütte bringt, gibt es nicht. Einmal in der Saison kommen Material und Trockenprodukte per Helikopter. Frische Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, schleppen Helga und ihre Mitarbeiter aber jede Woche zu Fuß nach oben. „Manchmal denk’ ich mir auch, ich hab’ ein bisschen einen Vogel, wenn ich alles da herüber schlepp’, aber dann ist es auch wieder so schön und fit wird man auch noch dazu“, sagt die 54-Jährige Helga zu ihrem harten Job.
Auf der Grieswiesalm im Rauriser Tal findet jedes Jahr ein Kampf unter Hengsten statt. Zehn Tiere kämpfen hier in einer Arena um die Position des Leithengstes. Der wird später die Gruppe anführen, wenn die Tiere den Sommer auf der Alm verbringen. Georg Lechner ist mit Kratos, seinem 3-jährigen Hengst, das erste Mal dabei. Beißen, treten und boxen – erlaubt ist an Machtdemonstration alles. Was rau und brutal aussieht, ist für die Tiere ein überlebenswichtiges Ritual. Und es gibt eine Überraschung: Nicht der Stärkste macht das Rennen! Anders ist es beim „Ranggeln“, einer Art Ringkampf, der zum Brauchtum Österreichs gehört und traditionell nur von Männern bestritten wird. Schon die Ritter sollen geranggelt haben, um sich auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten. Später ging es darum, dem Kräftemessen einen Rahmen zu geben. Hermann Höllwart ist einer der besten Ranggler in Österreich. Abgeguckt hat sich der 30-Jährige die Technik von seinem Opa, den er zusammen mit seinen Rangglerfreunden besucht. Im Sommer lebt Hans Höllwart mit seiner Frau in einer einsamen Hütte auf einer Alm im Rauriser Tal. Da kommt ihm jede Abwechslung recht. „Ich schau noch gerne zu. Denn ich war selber mal a Kanone,“ sagt der 92-Jährige. In Armschlag, in Niederösterreich, kann man den Zauber des Mohns erleben.
Das Dorf mit seinen 87 Bewohnern ist das Mohndorf Österreichs. Sie machen alles aus ihrem Graumohn: Mohnöl, Mohnhonig oder Mohnschnaps. Sogar Mohnhandcreme gibt es. Früher war der Ort ein Gott verlassenes Nest ohne Perspektive. Heute leben viele vom Mohn und seiner Vermarktung. Auch Markus Weinmann und seine Familie. „Die schönste Saison ist die Blüte des Mohns,“ schwärmt er. Doch die Saison ist kurz. Jede Blüte blüht nur einen einzigen Tag. Gerade einmal zwei bis drei Wochen im Jahr kann man den Zauber bewundern. In Gaflenz hat eine Gruppe junger Frauen eine alte Tradition auf den Kopf gestellt. Sie „platteln“, wie das hier heißt. Natürlich in Lederhosen. Dabei war das Platteln früher den Männern vorbehalten. Die wollten damit die Mädels beeindrucken. Das hat auch in Gaflenz funktioniert, nur fanden die Mädchen es so gut, dass sie sich das selbst beigebracht haben und nun treten sie sogar auf. „Ein Großteil war begeistert, aber es gab auch einen Teil, der gesagt hat, Mädchen und Platteln, das passt nicht.“ sagt die 20-jährige Stephanie Riegler zur Resonanz bei den Männern. Uneingeschränkter Zuspruch kommt von Spielmann Manuel Reitner, der das Akkordeon für die Gruppe spielt. „Es ist einfach a Gaudi mit den Mädchen. Und es ist super, weil man der Hahn im Korb ist.“ (MDR Fernsehen)

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