Der Fall Tellkamp. Streit um die Meinungsfreiheit

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2022, 105 min

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Lange haben Leserschaft und Feuilleton darauf gewartet, nun ist er da: Uwe Tellkamps neuer Roman, "Der Schlaf in den Uhren", erscheint bei Suhrkamp. Viel wurde in den letzten Jahren spekuliert, auch, ob der Verlag überhaupt noch zu seinem preisgekrönten Autor steht. Zu groß schienen die Differenzen, seitdem sich Tellkamp 2018 gegen islamische Zuwanderer positionierte und massiver Kritik ausgesetzt sah. Auch seine Nähe zur viel diskutierten Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen und ihrer Buchreihe "EXIL" machte das angespannte Verhältnis nicht leichter. Tellkamp und Dagen sind zu polarisierenden Figuren geworden. "Wir werden behandelt, als wären wir Verbrecher", sagt Tellkamp, der erstmals für diesen Film wieder Interviews gibt. Susanne Dagens "Buchhaus Loschwitz" galt lange als zentraler Ort der bürgerlichen Mitte in Dresden, heute zeigen sich hier die neuen Frontlinien besonders deutlich. Noch bis 2006 veranstaltete der Kulturwissenschaftler Paul Kaiser im Buchhaus eine Diskussionsreihe. Heute sagt er: "Das Buchhaus war ein freigeistiger Ort, doch mit dem offensiven Bekenntnis zu Götz Kubitschek war für mich die rote Linie überschritten."
Dagen kooperiert mit dem Antaios-Verlag von Götz Kubitschek, der seit 2021 vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt wird. Im selben Jahr droht die Lage zu eskalieren. Eine Buttersäurebombe wird ins Buchhaus Loschwitz geworfen. Streitgespräche und direkte Auseinandersetzungen gibt es kaum noch, stattdessen Schweigen, verhärtete Fronten. Wie konnte es passieren, dass ein einst diskussionsfreudiger Kreis Intellektueller die Streitkultur aufgegeben hat und nun nicht mehr miteinander debattieren kann? Im Film kommen neben Uwe Tellkamp, Susanne Dagen und Paul Kaiser unter anderen auch die Schriftstellerin Monika Maron, der Autor Ingo Schulze, der Theatermacher Heiki Ikkola, die Autorin Jana Hensel, der Theologe und Politiker Frank Richter sowie die Journalisten Stefan Locke (FAZ) und Martin Machowecz ("Die Zeit") zu Wort. Regisseur Andreas Gräfenstein hat mehr als zwei Jahre an diesem Film gearbeitet. Er hat selbst in Dresden gelebt, kennt Orte und handelnde Personen. Sein Film ist der Versuch, jenseits des politisch Extremen die Sprachlosigkeit in der Debatte zu überwinden. (ZDF)

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