Die deutsche Identitätssuche

(Fernsehfilm)
? %
Deutschland, 2021, 40 min

Inhalte(1)

Jakob Augstein unterwegs durch eine bunte Republik. Was darf man noch sagen? Wer darf was sagen, und wer legt das fest? Wie ist es um die Meinungsfreiheit bestellt? Der Journalist Jakob Augstein begibt sich auf eine Erkundungsreise. Deutschland 2021, kurz vor der Bundestagswahl: Es wird leidenschaftlich über Identitäten, strukturellen Rassismus, Queerness, Feminismus und Cancel Culture gestritten. Kritiker befürchten eine Ausweitung von Tabuzonen und sehen die freie Gesprächskultur in Gefahr. In emotional geführten Debatten lösen Äußerungen nicht selten Wellen der Empörung aus. Menschen mit Migrationshintergrund, Schwarze, Frauen und Queere kritisieren hingegen - oft mit Blick auf die eigene Lebensrealität - mangelnde Teilhabe, Ausgrenzung, Diskriminierungen und Bedrohungen. Andere monieren, dass in der Debatte verwendete Begriffe wie "alter weißer Mann" oder "weiße Privilegien" ihrerseits ausgrenzend und diskriminierend wirkten. Erleben wir gerade einen Wandel unserer Identität? Befinden wir uns damit auf der Suche nach einem neuen kulturellen Selbstverständnis? Misst sich die Stärke einer Gesellschaft daran, wie viel Meinungsverschiedenheit sie aushält? Brauchen wir neue Spielregeln für den Diskurs? Haben wir es in Wirklichkeit mit einem Generationenkonflikt zu tun? Und: Was sagt das alles über die gegenwärtige Bundesrepublik - und ihre Zukunft aus? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, begibt sich der Verleger und Journalist Jakob Augstein auf eine filmessayistische Reise durch Deutschland.
Er trifft Menschen, die in der Debatte zentrale Rollen einnehmen und dieses Land mitgestalten. Warum wird die Identitätsdebatte gerade jetzt so leidenschaftlich geführt? Während in den 2000er-Jahren vor allem Fragen nach einer "Leitkultur" diskutiert wurden, melden sich nun auch minorisierte Gruppen häufiger selbst zu Wort, um auf Erfahrungen und strukturelle Schräglagen aufmerksam zu machen. Ein Begriff erhitzt die Gemüter: Die Rede ist von "Identitätspolitik". Jakob Augstein trifft den Münchner Journalisten und Aktivisten Malcolm Ohanwe, der sich in seinem Podcast "Kanackische Welle" und in seiner journalistischen Arbeit mit Fragen rund um das Thema Identität im Einwanderungsland Deutschland befasst. Ohanwe betont, alles müsse sagbar bleiben, "solange es die Würde des anderen respektiert". Große Aufmerksamkeit erlangen Ohanwes Beiträge auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und der Social-Media-Plattform Instagram, auf denen der Journalist regelmäßig Debatten zu Alltagsrassismus anstößt. Unter dem Hashtag #KritischesWeißsein forderte Ohanwe weiße Menschen dazu auf, ihr Weißsein und die damit verbundenen Privilegien zu hinterfragen. In einigen Medien wurden Ohanwes Positionen daraufhin als Identitätspolitik kritisiert. Beim Besuch von Gesine Schwan in ihrem Haus im Südwesten Berlins trifft Jakob Augstein auf eine entspannte Frau - nach Wochen des aufgeregten Debattierens. Die SPD-Politikerin und Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission hatte sich im Frühjahr 2021 für ihren Parteigenossen Wolfgang Thierse eingesetzt und ihn auch verteidigt. Er musste für seine Forderung nach mehr Diskurs viel Kritik einstecken. (3sat)

(mehr)